Die neun Lung

Gewöhnlich werden in der westlichen Tradition Veränderungen, persönliche und spirituelle Entwicklung auf dem Weg des konzeptbildenden Geistes und des Intellekts angestrebt.

Nach Bön und anderen östlichen Übertragungen wird der Geist als Ergebnis der inneren Windenergie (tibetisch: Lung), auch prana, qi, chi wahrgenommen und erlebt. Diese ist dem konzeptbildenden Geist nicht zugänglich, wohl aber dem direkten Gewahrsein durch direkte Verbindung mit Körper, Rede und Geist.

Probleme zu beheben und alte Muster und Gewohnheiten zu ändern, ist mit analytischem und konzeptuellen Mitteln schwierig und führt zur Vergrößerung des Problems, zu Identifikation mit den dazu gehörigen Geschichten, zur projektiven Verlagerung der Ursache ins Äußere und einer beständigeren Blockade, obwohl sie lediglich Ergebnisse vorübergehender Ursachen und Bedingungen sind. Dieser Mechanismus wird im Bön als karmisch bedingter konzeptueller Schmerzkörper (Schmerzidentität) bezeichnet.

Der Geist und der karmisch bedingte konzeptuelle Schmerzkörper werden vom Lung getrieben, der die Gedankengänge und Geschichten antreibt. Über „einfangen“ der Lung kann der Geist gelenkt werden, Gewohnheitsmuster des konzeptbildenden Geistes aufgelöst werden und Transformation erreicht werden.

Dabei beschäftigen wir uns nicht mit den Inhalten der Gedanken und Geschichten, sondern der zugrunde liegenden energetischen Struktur.

Der Bön kennt neun Lung als Energiewind-Muster, die im Individuum und kollektiv wirksam sein können.

Unwissenheit

Unwissenheit gilt als das dritte Wurzelgift. Dem gemäß ist es eine der Hauptursachen für Leiden.

Gemeint ist der Mangel an Selbsterkenntnis, an Erfahrung unserer wahren Natur, des offenen Gewahrseins von Raum und Licht. Aus diesem erwachsen die positiven Qualitäten Liebe, Mitgefühl, Freude und Gleichmut.

Gedanken, Gefühle und Empfindungen trüben dieses offene Gewahrsein, für zu Trennung vom offenen Gewahrsein und erzeugen Unsicherheit und Zweifel. Wir suchen die innere Erfahrung durch äußere Erfahrungen zu ersetzen und uns durch äußere Bedingungen zu stabilisieren. Wir realisieren nicht die Wandelbarkeit und Vergänglichkeit aller äußeren Bedingungen und ständiges Scheitern ist vorprogrammiert.

Diese Trennung von unserem wahren Selbst manifestiert sich im Alltag am häufigsten in Form von Zweifeln und mangelndem Selbstvertrauen: Arbeit, Beziehung, etc.

Wir erleben Angst, Unsicherheit, Unentschlossenheit und Zögerlichkeit voranzuschreiten und „Ja“ zu sagen.

Mit der Meditationspraxis der „Neun Atemzüge der Reinigung“ wird eine Methode der Befreiung angeboten, die nicht auf dem konzeptuellen Geist beruht.